Wenn jemand mich fragt, ob ich meine Kunstmotivation in einem Wort beschreiben könnte, würde ich „Schönheit“ nennen. Ich finde sie in einfachen Themen unseres Alltags. Wie elegant stapelt das schmutzige Geschirr im Waschbecken, wie lebendig quatschen miteinander alte Schuhe im Flur, wie tatsächlich bunt ist das weiße Hemd meines Freundes, wie grafisch liegen Pinsel auf meinem Tisch im Atelier, wie malerisch ist ein Riss an der Wand! Dabei ist es faszinierend zu entdecken, wie Motive durch Farben, Schatten, Reflexionen miteinander ‚kommunizieren‘. Für mich ist es wichtig, den Moment, die Stimmung, das Licht und natürlich die Schönheit zu sehen und in meinen Werken festzuhalten. Besonders inspirierend für mich ist die Natur, wo ich in der Sommerzeit bei Freilichtmalerei tageslang ohne Pausen arbeiten kann. Die Natur ist einfach Farbenexplosion und das größte Glück für mich diese Explosion zu sehen, zu erleben und zu malen.
A.Wiggert
Im Sommer können die Potsdamer eine malende Muse beobachten, die mit ihrer Staffelei und Ölfarben ab und an, in unterschiedlichen Stadtteilen erscheint und mit dem Pinsel schöne „Potsdamer Ecken“ auf die Leinwand bringt. Das ist Anastasia Wiggert, die in Potsdam wohnt und als Künstlerin arbeitet. Besonders inspirierend für sie ist die Natur, wo sie in der Sommerzeit bei Freilichtmalerei tageslang, ohne Pausen arbeiten kann. „Die Natur ist einfach eine „Explosion von Farben“ und mein größtes Glück ist es dieses zu sehen, zu erleben und zu malen“ – sagt die Künstlerin.
Wiggert wurde 1983 in Moskau geboren und ist dort aufgewachsen. Sie arbeitete lange Jahre erfolgreich als Journalistin für verschiedene Magazine. Wegen der „Liebe“ zog sie 2016, im Alter von 34 Jahren nach Deutschland und musste sich beruflich hier neu orientieren. Das hat etwas gedauert, bis sie die deutsche Sprache auf einem guten Niveau beherrscht hat. „Jetzt fühle ich mich sicher mit meinen Sprachkenntnissen, aber um als Journalistin in der Landessprache zu arbeiten braucht man schon ein „bisschen Goethe“ in sich, um kunstvoll mit Texten und Wörter umgehen zu können“, – lacht Wiggert. Das schloss eine journalistische Karriere in Deutschland eher aus.
Als zweite Leidenschaft neben dem Journalismus hat sie noch in Moskau ein Kunststudium absolviert. Sie sagt, dass es damals nur ihr Hobby gewesen sei, weil Malen ihr Spaß gemacht habe und sie darüber mehr wissen wolle. Aus diesem Hobby hat sie in Deutschland die Malerei zu Ihrer neuen Berufung gemacht. „Ich entwickle mich ständig weiter und fülle meine „Lücken“ durch Privat-Unterricht mit renommierten Künstlern.“ Zu den wichtigen Entwicklungsschritten gehörte auch, dass sie im letzten Jahr für den „20. Brandenburger Kunstpreis“ nominiert wurde. Sie ist ebenfalls Mitglied des Kunstverein KunstHaus Potsdam e.V. und ist aktiv in der Ausstellungsszene der Stadt.
„Es gibt Berufe, die Geld bringen, aber es gibt auch Berufe, die erfüllen. Ich bin nicht reich, aber ich fühle mich reich, weil ich meinen Weg gefunden habe“, – so Wiggert.
Die Vernissage für die Solo-Ausstellung „Farbe der Natur“ findet am 31. Mai um 18 Uhr im Kunst-Café „Bohneville“ statt. In Rahmen der Ausstellung zeigt die Künstlerin Potsdamer Landschaften, blumige Stillleben und zahlreiche grafische Zeichnungen. Die Vernissage wird von der Sängerin und Gitarrenspielerin Jenny Temirgazina begleitet, die ihre eigenen Lieder vortragen wird. Anschließend wird ein Gemälde der Künstlerin in Gewinnspiel verlost.
Die Ausstellung läuft täglich außer montags von 29. Mai bis 30 Juni im Café Bohneville, Benkerstraße 23, 14467 Potsdam
Anastasia Wiggert in ihrem Atelier in Potsdam Innenstadt, Foto Vitalija Kuznetsova